2) "Das Ergebnis bedeutet einen Rechtsruck"
Natürlich ist unstrittig, dass die AG weiter rechts im politischen Spektrum angesiedelt ist als GRAS und VSStÖ. Aber eine ÖH-Wahl ist keine Nationalratswahl. Wer die AG wählt, muss nicht unbedingt konservativ oder ÖVP-Anhänger sein. Ein Teil derjenigen, die in den vergangenen Tagen für die Aktionsgemeinschaft gestimmt haben, haben dies sicher aus Sympathie für deren politische Ausrichtung getan – der überwiegende Teil fand aber vermutlich einfach, dass die Servicearbeit der gewählten Fraktion besser war. Und viele der Studierenden, die 2005 noch gehofft hatten, mit einer Stimme für die sozialistischen StudentInnen den Studiengebühren den Garaus zu machen, sind desillusioniert daheim geblieben: Was sollen sie mit einer Fraktion anfangen, die nicht einmal in der eigenen Kanzler-Partei auf Unterstützung zählen kann? Eines der deutlichsten Signale des Wahlergebnisses ist aber folgendes: Die Fraktionen, die vor allem auf Service und weniger auf Ideologie gesetzt haben – nämlich AG und FLÖ – haben gewonnen.
3) "Studenten wollen eine gesellschaftspolitische ÖH, keine reine Serviceeinrichtung"
Diese Hypothese – so schmerzlich es auch für die gesellschaftspolitisch aktiven linken ÖH-Fraktionen sein mag – hat sich nicht bewahrheitet. Es gibt sicher genügend politisch interessierte StudentInnen – das bedeutet aber nicht, dass sich ihr politisches Interesse auf die Hochschülerschaft richtet. Universitäten sind in Zeiten des Bologna-Prozesses weniger Orte politischen Diskurses als solche der Berufsausbildung. Für viele muss ein Studium in der Zeit von Aufnahmeprüfungen, Studiengebühren und angespanntem Arbeitsmarkt vor allem eines sein: Schnell und schmerzlos. Das ist bedauerlich, aber auch verständlich. Wer will schon über Zukunftsvisionen diskutieren, wenn er keinen Platz in seinem Seminar bekommen hat. Das ist eine Entwicklung, die man akzeptieren muss, um gegenarbeiten zu können – mit belehrenden Aufrufen wird das nicht funktionieren. Keiner verlangt, die Gesellschaftspolitik aus der ÖH-Arbeit auszuklammern, aber ein gleichberechtigtes Miteinander täte auch den linken Fraktionen gut.
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